Übersicht zum Thema Drosseln und Leistungsreduzierung


Nachdem immer wieder die Fragen auftauchen "HILFE Wie ist meine Maschine gedrosselt" und andauert etwas über Ritzel geredet wird, habe ich auch zu diesem Thema noch einmal etwas zusammengefasst. Bevor wir mit dem Technischen Teil anfangen, zuerst noch die Theorie:


Führerscheinklassen (und was man wann damit darf)

Für die RS 125 benötigt man mindestens die A1-Fahrerlaubnis welchen die meisten RS-Fahrer mit 16 machen. Dieser Führerschein berechtigt zum Fahren eines Leichtkraftrades mit höchstens 125 cm³ und maximal 11 kW Leistung. Bis zum 18ten Lebensjahr muss das Motorrad mechanisch oder elektrisch auf eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h gedrosselt werden.
Das heißt also auch, dass auch nach Vollendung des 18ten Lebensjahres die Maschine nicht mehr als 11 kW Leistung haben darf, lediglich die (bei der RS mechanische) Begrenzung für die Höchstgeschwindigkeit darf entfernt werden (Besuch beim TÜV nicht vergessen!).
Für alles was mehr als 11 kW Leistung hat, müsst ihr den "großen" Motorradführerschein Klasse A machen. Mit diesem habt ihr in den ersten 2 Jahren nach Erhalt der Fahrerlaubnis eine Begrenzung auf 25 kW und einem Verhältnis Leistung pro Kilogramm von 0,16 kW/kg , andere Faktoren wie Hubraum und Maximalgeschwindigkeit spielen keine Rolle. Nach 2 Jahren verfallen diese Einschränkungen und ihr dürft alles Fahren. Wer bei Erwerb schon 25 Jahre oder älter ist, muss diese 2 Jahre nicht abwarten. Wird der Führerschein vor der Vollendung des 25sten Lebensjahres gemacht, muss trotzdem 2 Jahre lang gewartet werden, auch wenn man mit 25 schon alles fahren dürfte, hätte man den Führerschein etwas später gemacht.

Man unterscheidet also zwischen einer "Leistungsreduzierung" für den Motor und der "Bauartbedingen Höchstgeschwindigkeit". Wollt ihr also eure RS vollständig entdrosseln, kommt ihr um den großen Motorradführerschein nicht herum, da die Leistung 11 kW übersteigt. Wer 18 Jahre alt ist und nur die A1 Fahrerlaubnis hat, darf nicht die Leistung des Motors sondern nur die Bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit verändern. Da die RS125 das Leistungs/Gewichsverhältnis NICHT überschreitet, darf sie mit 18 Jahren und der Führerscheinklasse A voll offen gefahren werden.



Woher weiß ich, wie meine Maschine gedrosselt wurde, was hat es mit der AlphaTechnik-Drossel und der Werksdrossel auf sich?

Wie eure Maschine gedrosselt sein sollte, könnt ihr dem Fahrzeugschein entnehmen, dort findet man z.B. so etwas:
"*LEISTUNGSRED.DURCH ELEKTRON.REGELEINHEIT.PCU,KENNZ.:12-111000-131*SEKUNDÄRÜBERSETZUNG:13/39 ZÄHNE"

Die MP-Modelle (1998 bis 2003) von Aprilia wurden in Deutschland mit der Werksdrossel verkauft, diese gab es in zwei verschiedenen Varianten, welche rein mechanisch gedrosselt wurden:
Ausführung A: 4,7 kW - 80 km/h
Ausführung B: 11 kW - 120 km/h
Da man mit dem Führerschein A1 nur die 5kW/80km/h-Variante fahren durfte, wurde sehr oft die Ausführung B verkauft und mit einem Drosselkit von Alphatechnik auf 80 km/h und 11 kW heruntergedrosselt, das maximale, was man mit 16 fahren darf. Dieses Drosselkit bestand aus einem Drehzahlbegrenzer, einer Blende für den Auspuff und einem 13er Kettenritzel. Die Auslasssteuerung wurde außer Betrieb gesetzt, falls sie wegen der Werksdrossel überhaupt vorhanden war.



Wie funktionieren Drosseln und wo finde ich sie?

Um zu verdeutlichen, wie das ganze funktioniert, habe ich eine kleine Zeichnung angefertigt, die den Aufbau und die einzelnen Varianten etwas erklären soll (zum Vergrößern einfach anklicken):



Man unterscheidet zwischen mechanischen und elektrischen Drosseln. Durch eine mechanische Drossel wird durch eine einfache Querschnittsverengung ein optimales Durchströmen der Gase verhindert und die Leistung reduziert, eine elektrische Drossel unterbricht bei einer festgelegten Drehzahl den Zündfunken und es wird unmöglich, den Motor noch höher zu drehen. Mechanische und Elektrische Drosseln werden oft kombiniert eingesetzt.

Mechanische Drosselung



Die am weitesten verbreitete, Mechanische Drossel ist eine Drosselhülse im Krümmer. Sie verhindert, dass bei hohen Drehzahlen genügend Abgas aus dem Zylinder entweichen und macht es unmöglich, hohe Drehzahlen zu erreichen, da die Abgase dem Frischgas regelrecht im Weg stehen. Diese Drosselhülse wird über ein paar Schweißpunkte fest geschweißt. Es gibt auch einen Krümmer mit einem größerem Drosselblech im Krümmerbauch, die den Resonanzeffekt der Auspuffbirne einschränkt, welcher für die hohe Leistung eines Zweitaktmotors nötig ist. Die Nummer dieser Auspuffbirne ist MPA0-e3-0039.

Da ein Zweitaktmotor nur im Bereich der Resonanzdrehzahl, welche durch die Bauform des Auspuffes festgelegt wird, eine brauchbare Leistung abgibt, wird eine Auslasssteuerung benötigt. Diese wird zur Drosselung oftmals einfach ausgesteckt, der Auslassschieber bleibt somit immer zu. In hohen Drehzahlen passt die Resonanz nicht mehr auf die durch den Schieber veränderte Steuerzeit und zusätzlich können die Abgase wegen des geschlossenen Schiebers nicht rechtzeitig entweichen.

Eine weniger verbreitete Methode (bei älteren Modellen noch zu finden) ist der Gasanschlag. Dies ist eine Hülse, die über den Gasschieber im Vergaser geschoben wird, und verhindert, dass man den Gashahn bis zum Anschlag öffnen kann. Der entscheidende Nachteil dieser Drossel ist, dass eine genaue Abstimmung des Teillastbereiches und der Düsennadel notwendig ist, da es sonst zu einem abmagerndem Gemisch kommen kann.

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Elektrische Drosselung (Für Modelle mit Rotax 122-Motor)

Die RS 125 verfügt über eine CDI, deren Aufgabe es ist, den Zündzeitpunkt abhängig von der Drehzahl anzupassen. Die CDI befindet sich im Heckteil der Maschine und funktioniert von 1998 bis 2007 nach dem selben Prinzip. Ein Pickup am Polrad über der Lichtmaschine gibt ein Signal über zwei Kabel an die CDI weiter, wodurch die CDI die Drehzahl und Position der Kurbelwelle errechnet und über die Zündspule einen Zündfunken erzeugt.

In einer offenen RS 125 wird die CDI an einen Stecker im Heck angeschlossen, sie hat direkte Verbindung zum Pickup und zur Zündspule. Diese CDI mit der Kennziffer 071000-0910 QCA91 hat ein Leistungsloch bei ~5000 1/min, um die damals schärfer werdenden Abgaswerte noch einhalten zu können:





Da das Fahren mit diesem Drehzahlloch bei einer gedrosselten Maschine zur Tortur wird, da man das Loch bei einer gedrosselten Maschine schlecht umschalten kann, gibt es für die gedrosselten Maschinen eine andere CDI ohne Leistungsloch. Diese wird auch bei rein mechanisch gedrosselten Maschinen verbaut, damit man ohne das Drehzahlloch fahren kann. Die Drehzahl wird durch diese CDI nicht begrenzt. Die Bezeichnung der CDI ist 070000-2570, diese wird gerne bei eBay als offene Tuning-CDI verkauft, gehörte ursprünglich aber in die (mechanisch) gedrosselte RS.





Um die Drehzahl der RS 125 elektrisch zu begrenzen, wurde bis Bj. 2003 eine BlackBox oder PCU vor die Drossel geschaltet. Diese unterbricht das Signal des Pickups bei einer Drehzahl von 8000 1/min und die CDI erzeugt keinen Zündfunken mehr. Es ist so nicht mehr möglich, den Motor über dieser Drehzahl zu fahren.





Ab Baujahr 2003 gab es von AlphaTechnik keinen separaten Drehzahlbegrenzer mehr, sondern nur noch eine neue, gedrosselte CDI, die die originale CDI ersetzt. Der Stecker der Original-CDI wird abgetrennt und ein neuer Stecker für die AT-CDI wird entweder angelötet oder per Listerklemme an den Kabelbaum geklemmt. Mit dieser CDI ist es nicht möglich, den Motor über 8000 Umdrehungen zu bringen. Diese AT-CDI lässt sich jedoch durch den SpeedController mit einem GameBoy modifizieren.



Da diese Modelle jetzt einen Schalter am Seitenständer haben, mit dem der Motor abgeschaltet wird, hat diese CDI statt einem Blauen jetzt ein Grün/Braunes Kabel, die anderen Kabelfarben bleiben die selben. Die beiden normalen CDI's können trotzdem verwendet werden. Manchmal ist das Gelb/Graue Kabel am Kabelbaum auch nur Gelb.

Elektrische Drosselung (Für ältere Modelle mit Rotax 123-Motor)

Der ältere Rotax 123 verfügt über eine Kontaktlose SEM Magnetzündanlage mit elektronischer Zündverstellung. Diese besteht nur aus einem Stator mit Polrad und einer Zündspule mit integrierter Steuereinheit. Der Motor läuft also auch völlig ohne Kabelbaum, lediglich zum Abschalten muss ein Kabel (das orangene) mit der Fahrzeugmasse verbunden werden.





Um die Leistung des Motors zu Drosseln, wird ein Elektrischer Drehzahlbegrenzer (BlackBox) zwischen die Grüne Leitung geklemmt, welche bei 8.000 1/min keinen Zündfunken mehr zulässt. Das Grüne Kabel wird getrennt, und der Drehzahlbegrenzer in Reihe geschaltet:



Ursprünglich von sonic.noize, aber leider durch den Forensoftwarewechsel gelöscht worden.

Sicherlich auch für nicht Aprilia RS 125 Fahrer interessant.